Beim Thema Wollfilz muss man eigentlich zuerst einmal erklären, was Filz überhaupt ist und wo der Unterschied zwischen Loden und Filz liegt. Den meisten wird dieser Unterschied gar nicht bekannt sein. Beide Materialien gibt es in unterschiedlichen Qualitäten, wir sprechen in unserem Fall von Loden aus reiner Schurwolle und von Wollfilz.
Der Unterschied zwischen Filz und Loden
Der erste Blick auf die Oberflächen beider Werkstoffe ist für das ungeübte Auge zunächst fast identisch. Unter der Oberfläche haben beide bis auf das Grundmaterial aber nicht mehr viel gemeinsam: Beide werden aus Schurwolle hergestellt, der grundlegendste Unterschied liegt vielmehr in der Art der Weiterverarbeitung:
Für Loden wird Wolle zu Garn gesponnen, welches dann zu einem Stoff gewebt wird. Dieser wird auf seiner Oberfläche durch den Prozess des Walkens verdichtet und verfilzt.
Bei der Herstellung von Wollfilz gibt es weder Garn noch Gewebe. Das Schafhaar wird stattdessen unter Zuhilfenahme von Wasser, Seife und Bewegung, bzw. Druck immer dichter ineinander verwoben. Es entsteht ein diffuser Vlies aus Wollfasern, der, je nach Länge der Behandlung und Grad der Verdichtung, zu einer mehr oder weniger dicken und dichten Filzschicht wird.
Hier liegt auch schon eine grundlegend unterschiedliche Eigenschaft von Filz und Loden: Während Loden eine gewisse Materialstärke nicht überschreiten kann – der Durchmesser des Garns hat schließlich seine Grenzen –, kann Filz sehr viel dicker hergestellt werden. Für eine Sitzunterlage z.B. kann er durchaus schon mal 1 cm oder mehr an Materialstärke aufweisen. Durch die diffuse Struktur ist Wollfilz auch formbarer als Loden.
Je nach technischen Anforderungen kann man sich so für unterschiedliche Projekte die Eigenschaften des einen oder des anderen Materials zu Nutze machen. Möchte ich eine eher dünne Stoffschicht haben, die aber sehr formstabil ist – beispielsweise bei einem Rucksack –, eignet sich Loden besser. Soll etwas gut gepolstert sein – z.B. bei einem Sitzfilz –, oder in seiner Form anpassbar sein – wie bei einem Hut –, dann ist Filz die richtige Wahl.
Wollfilz und Nadelfilz: Absolut nicht das Gleiche
Eine weitere Form von Filz ist der sogenannte Nadelfilz. Bei diesem Herstellungsverfahren werden durch zigtausendfaches Einstechen von widerhakenbewährten Nadeln die Fasern mechanisch miteinander verfilzt und ergeben so eine sehr homogene Filzschicht. Meist findet dieses Verfahren bei der Herstellung von synthetischen Filzen statt, deren Faserstrukturen gar nicht in der Lage wären, die physikalischen Prozesse der Verfilzung durch Seife und Bewegung mitzumachen. Im Ergebnis ist die Oberfläche von einer gleichmäßigen, moireeartigen Struktur überzogen, wirkt technischer als unser Wollfilz und neigt oft auch stärker zum Pilling, das bedeutet zur Bildung von kleinen Faser-Kügelchen auf der Oberfläche.
Echter Wollfilz hat eine sehr viel natürlichere, unregelmäßigere Struktur, oftmals auch noch durchsetzt mit Spelzen oder Fasern von Gräsern, die im Pelz der Schafe hingen. Die vielen guten Eigenschaften der Wollfaser, wie eine sehr gute Wärmedämmung, seine wasserabweisenden Eigenschaften und die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und einzuschliessen, können auch nur echte Wollfilze in diesem Maß leisten.
Filz ist ein wertvolles Naturprodukt
Die Kehrseite der Medaille: Wollfilz ist ein sehr teuer. Der gesamte Herstellungsprozess beinhaltet schon Kosten bei der Haltung der Schafe, und der Schur, setzt sich mit der Weiterverarbeitung des Rohstoffes Wolle fort und endet in einem aufwändigen Fertigungsverfahren des Filzes. Der Rohstoff ist teuer und wird stetig teurer und je nach Dichte und Dicke können in reinem Wollfilz schnell zwischen 1 und 3 kg Wolle pro Quadratmeter verarbeitet sein. Synthetische Nadelfilze sind in vielen Belangen eine günstige Alternative.
Für uns kommt synthetischer Filz nicht in Frage, denn neben den bereits erläuterten Vorteilen von Wolle gegenüber Kunstfasern wollen wir vor allem keine Kompromisse bei der Qualität unserer Produkte zugunsten billigerer Rohstoffe machen. Denn neben allen tollen Vorzügen sieht man es den Dingen am Ende einfach an, ob sie echt sind oder nicht.