Ich glaube, ich stehe mit meiner Meinung zum Campen und ganz speziell zum wild Campen in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern nicht allein unter vielen anderen outdoor-begeisterten Deutschen da: Ich liebe es, draussen zu sein und das nicht nur für einen Nachmittag, sondern gerne auch über mehrere Tage. Jetzt ist es nur so, dass man einerseits nicht immer die notwendige Zeit hat, um mal schnell mit dem eigenen Auto nach Schweden, Norwegen oder Schottland zu fahren, die die letzten Bastionen in Europa darstellen, wenn es um das Thema „Campen in freier Natur“ geht. Auch diese Bollwerke der Freizügigkeit und das Jedermannsrechts wackeln übrigens schon.
Die naheliegende Alternative in Deutschland sind die vielen Campingplätze, die es über die ganze Republik verstreut gibt. Mein Problem: Ein blitzblank aufgeräumter, adretter Campingplatz mit all seiner Infrastruktur, seinen Regeln und seiner Parzellierung ist für viele ein schönes Freizeiterlebnis, hat aber mit dem, was ich mir unter Camping vorstelle rein gar nichts zu tun. Mit einem kleinen Zelt oder dem VW-Bus, eingepfercht auf engstem Raum, im Schatten von Wohnmobilen zu parken, deren Wohnfläche größer ist als ein durchschnittliches Ferienhaus ist halt nicht meine Vorstellung von Naturgenuss, Ruhe und Abgeschiedenheit. Wem es Spaß macht, dem sei es gegönnt, aber für mich ist das keine oder allerhöchstens eine absolute Notoption, wenn sich gar nichts anderes findet.
Was bleibt also dem Freiheit suchenden Naturfreund in unserer Heimat noch für eine Alternative? Wildes Camping ist in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und eigentlich fast überall in Europa verboten. Leider ist das auch noch nachvollziehbar, wenn man zum Beispiel in meiner Heimat am schönen Rhein entlang spaziert und an den gut erreichbaren Stellen sieht, mit welchen Müllbergen die Natur manchmal verschandelt wird. Die Schweden z.B. haben da ein sehr viel gesünderes Verhältnis zu Ihrer Umwelt und nehmen Ihren Mist sehr viel öfter auch wieder mit nach Hause. Richtiges Wild Camping geht also schon mal nicht oder nur illegal und mit der Bereitschaft, sich des nachts von der Obrigkeit aus den Träumen reissen zu lassen und sich schlaftrunken wieder auf den Weg zu machen.
Aber was ist eigentlich wild Campen genau?
Eine sehr detaillierte Definition, was genau man unter wildem Camping versteht, bietet die Website www.wild-campen.de, die sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Hier zu sehr ins Detail zu gehen, ist nicht meine Ambition. Prinzipiell kann man aber sagen, daß die verbotene Form des wilden Campings sich auf das Übernachten in einem Zelt, im Zweifelsfall mit festem Boden oder auf das Abstellen oder Aufbauen eines Fahrzeuges oder Anhängers zum Zwecke des Übernachtens bezieht. Auch das Ausbreiten der Peripherie eines Wohnmobils (Markise, Stühle, Tisch, etc) wird vom gesunden Menschenverstand in diese Richtung eingeordnet. Wer auf privatem Grund einfach so sein Lager aufschlägt, braucht sich nicht wundern, wenn der Bauer oder der örtliche Jäger bald seine Gesellschaft aufsucht. Wer am Ende Recht hat oder nicht, ist eigentlich meistens unwichtig. Vor allem ist der Spaß mit diesem Konflikt meist vorbei und das Naturerlebnis beschränkt sich auf das abendliche Panorama auf der Heimfahrt. Es gibt verschiedene Findigkeiten, die das verbotene wilde Campen in eine legitime Grauzone bringen (biwakieren, lagern, Erholungsschlaf bei Übermüdung, etc.) aber in diesem Artikel soll es nicht darum gehen, wie man sich doch noch den nötigen rechtlichen Freiraum verschafft, sondern vielmehr, welche Möglichkeiten es gibt, das Camping-Erlebnis – mit Mobil oder auch ohne – entspannt zu geniessen, ohne auf einer Parzelle in einem riesigen Wohnmobilpark zu stehen.
Hier also ein paar Tipps, die dabei helfen sollen, eine gute Alternative für das Natur-Abenteuer Camping, abseits der großen Plätze zu verwirklichen:
Tipp 1: Einfach mal beim Landbesitzer fragen!
Was liegt näher, als sich mit den richtigen Leuten rechtzeitig in Verbindung zu setzen? Wenn ich freundlich frage, werden viele Landbesitzer offen für das Thema sein. Wenn ich glaubwürdig versichern kann, keinen Müll zu hinterlassen und den Ort meines Lagers wieder so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe, ist das Thema oft schon erledigt. Wenn man aus der Distanz plant, hilft übrigens manchmal der Blick auf Flurkarten, die sich auch im Internet finden. Wenn man den Namen der Gemarkung eines Ortes findet, findet sich auch oft relativ schnell der Besitzer und damit der richtige Ansprechpartner.
Tipp 2: Private Campingmöglichkeiten im Internet finden
Wer googelt, der findet! Mit den richtigen Begriffen und Kombinationen finden sich nach einer Weile der Recherche mehr Campingplatz-Alternativen, als man denkt. Es gibt z.B. Bauernhöfe und Ferienhausanbieter, die Wohnmobilstellplätze auf der großen Wiese hinterm Hof oder im privaten Waldstück anbieten. Aber man findet auch kleine private Campingplatzbetreiber, die beschauliche und sehr nett angelegte Plätze betreiben, auf denen nicht das Gefühl einer Open-Air-Wohnmobilmesse aufkommt. Diese Option ist dann nicht wirklich einsam aber immerhin ein guter Kompromiss. Also: Nicht immer nur nach „Campingplatz Deutschland“ suchen, sondern mal den Zielort mit alternativen Begriffen wie z.B. „Naturcamping“ oder Ähnlichem kombinieren.
Zwei Websites, die sich dem Thema Camping auf dem Bauernhof widmen, sind z.B. diese:
www.bauernhofcamping.info
www.landsichten.de
Tipp 3: Gemeinde- oder Jugendzeltplätze
Wer war nicht in seier Kindheit mal im Zeltlager? Diese Jugendfreizeiten fanden auch nicht auf öffentlichen Campgrounds statt, sondern auf einer lauschigen Lichtung im Wald, mal mit einem kleinen Waschhaus, mal mit einem selbst gezimmerten Plumpsklo als sanitäre Einrichtung. Solche Plätze gibt es mehr als man denkt und die wenigsten sind nur dem Fähnlein Fieselschweif vorbehalten! Wer ein Zelt-Wochenende mit Freunden plant ist gut beraten, nach solchen Orten zu suchen. Oft ist es ein Anruf bei einer kleinen Gemeinde, um einen solchen Ort für kleines Geld zu reservieren und niemand kann einem das Vergnügen mehr streitig machen. Im besten Fall fliesst an der Lichtung noch ein kleiner Bach entlang oder der Platz liegt tief im Wald, umgeben von echter, ruhiger Natur. Einfach mal bei google nach Jugendzeltplatz und der gewünschten Zielregion suchen!
Tipp 4: Websites, die Tipps und mögliche legale Wild-Camping Spots bereit halten
Es gibt schon ein paar gute Adressen im deutschen Web, die sich zur Aufgabe gemacht haben, legale Spots in Deutschland zusammenzutragen. Es gibt nämlich tatsächlich auch Stellen in Deutschland, wo wildes Camping – unter Einhaltung bestimmter Spielregeln – erlaubt ist. Beispielsweise darf man in einigen Nationalparks bestimmte Orte aufsuchen, um dort zu campieren. So gibt es zum Beispiel im Naturpark Pfälzer Wald gleich eine ganze Reihe echter Naturcampingplätze. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, hier ein paar Vorschläge:
www.wild-campen.de
www.trekking-pfalz.de
www.trekking-eifel.de
landvergnuegen.com
www.soonwaldsteig.de/de/trekkingcamps.html
outscout.org
www.gruppenunterkuenfte.de
Tipp 5: Das Buch „Cool Camping“
Während der Recherche für diesen Artikel bin ich auf ein sehr interessantes Buch gestoßen. „Cool Camping“ stellt laut eigener Aussage 75 sensationelle, alternative Zeltplätze in Deutschland vor. Ich kenne das Buch selber noch nicht und kann daher auch nicht sagen, wie gut es recherchiert ist aber ich finde, es klingt vielversprechend. Vielleicht findet sich ja über die Kommentarfunktion der eine oder andere Leser, der dieses Buch schon kennt?