Strecke: 20,4 km (davon ca. 3 km mit der Venetbergbahn)
Wanderzeit: ca. 11 Std. mit Pausen
Aufstieg: 2021 m (davon allerdings ca. 1400 m mit der Bahn!)
Abstieg: 2436 m
Höchster Punkt 2510 m
Kurzbeschreibung:
Abstieg vom Württembergerhaus über Medriolhütte und Unterlochalm durch das Zamer Loch nach Zams • Fahrt mit der Venetbergbahn auf den Krahberg • Panoramaweg über die Glanderspitze und den Venetrücken • Abstieg zur Galflun Alpe • Weitermarsch zur Larcher Alm und Einkehr
Der lange, berüchtigte und respekteinflößende Abstieg nach Zams und weiter über den Venetberg
Gut gefrühstückt ist halb gewonnen! Nach einer reichhaltigen Morgenmahlzeit mache ich mich früh auf den Weg nach Zams. Der „Lange Abstieg nach Zams“ hängt wie ein Damoklesschwert über jeder Tourbeschreibung des E5 und gilt als die ganz große und entscheidende Hürde. Viele Alpenüberquerer kommen bei diesem Wegstück an die Grenzen – und zwar an die Grenzen der Belastbarkeit Ihrer Knie. So mancher E5-Gänger beendet nach dieser Etappe die Tour, weil die Knie spätestens am nächsten Morgen zu sehr schmerzen.
Ich habe die Warnungen im Vorfeld ernst genommen und mich bestmöglich vorbereitet. Zum Einen habe ich in meine Wanderungen in der Zeit vor der Tour bewusst viele Höhenunterschiede eingebaut. Noch wichtiger aber: Ich habe mir vom ersten Meter an angewöhnt, mit Stöcken zu laufen, nicht bei jedem Aufstieg aber bei jedem! Abstieg. Ich habe bei jedem Abstieg ab dem ersten Tag darauf geachtet, weich aufzutreten und die Stöcke möglichst vor dem Auftreffen des Fusses auf dem Boden zu haben, um Gewicht abzufangen. Wenn man das konsequent durchzieht, erspart man den Gelenken viel Last und kommt halbwegs beschwerdefrei bis nach Südtirol.
Ein großes Plus an der Variante über das Württembergerhaus (das übrigens tatsächlich korrekt zusammen geschrieben wird) ist der um etwa 5 km kürzere Weg und die Ersparnis von einigen hundert Höhenmetern Auf- und Abstieg bei der Überquerung der Seescharte. So wird der Abstieg durch das Zammer Loch deutlich leichter.
Auf dem ersten Teil der Strecke bis zur Unterloch Alpe, wo sich der Weg von der Memminger Hütte und meiner treffen, ist mir auch heute niemand begegnet. Es ist ein einfacher und sehr angenehm zu laufender Pfad, der sich entlang des Medriolbaches zum Zammer Loch herabwindet und dabei abwechslungsreich durch sonnenbeschienene Almen und kühle Waldstücke führt.
Vor der Alphütte Unterloch geht es dann zwischen Kühen hindurch bis vor die Theke der kleinen Gastronomie-Bude, wo eine leckere Brotzeit den Besitzer wechselt. Ab hier teile ich mir den Weg mit den Gruppen, die von der Memminger Hütte absteigen und freue mich bei den Erzählungen über die Belegungssituation der letzten Nacht erneut darüber, die alternative Strecke gewählt zu haben.
Von nun an beginnt ein langer Weg durch Nadelwald am linken Hang des Zammer Loches. Immer wieder fällt der Blick auf die Orte unten im Tal, mal Landeck, mal Zams und es ist tatsächlich so wie ich es oft gelesen habe. Man sieht ständig das Ziel und kommt ihm kaum näher. Hier gilt es, sich klar zu machen, dass der Weg das Ziel ist und nicht der Ort, dann klappt es auch mit dem Näherkommen. Nach einigen Stunden Waldspaziergang wird es dann flacher und am Ende erreicht man dann auch den Ort Zams. Wer bis hierher festgestellt hat, dass ihm irgendein wichtiges Ausrüstungsteil fehlt, kann im örtlichen Sportgeschäft nachrüsten oder im Supermarkt die Vorräte auffüllen. Der Weg zur Bergbahn ist dann nicht mehr weit. Wer aus Prinzip die Bahn vermeiden will, kann auch den Forstweg hinauf zum Krahberg nehmen, sollte dann aber weiter 4,5 Stunden und 1400 m Aufstieg einplanen und sich nicht wundern, wenn es für diesen Tag zu viel des Guten wird. Eine Nacht in Zams oder spätestens auf der Skihütte Zams oben am Berg wäre da sicherlich anzudenken.
Mit der Bahn geht es also dann 1400 Höhenmeter aufwärts auf den Krahberg und endlich hat man wieder freie Sicht in die Berge. Geradeweg vom Ausgang der Bahn führt ein karger Weg zur Glanderspitze hinauf und weiter über den Rücken des Wannejöchl und eröffnet mir ein gigantisches 360° Panorama. Etwa auf halber Strecke zwischen Glanderspitze und Kreuzjoch biegt dann nach rechts der Abzweig zu Galflun-Alpe ab, dem ich hangabwärts durch die Almwiesen folge. Ursprünglich war es mein Plan dort zu nächtigen. Da allerdings dort auch bereits eine größere Gruppe einer Bergschule alles belegt hat, bitte ich den Wirt, meine Ausweichadresse anzurufen. Von der Larcher Alm, die etwa 25 entspannte Spazierminuten weiter am selben Weg liegt, gibt es grünes Licht und ich setze meinen Weg fort.
Seit einer Weile zieht sich das bislang Hochsommerliche Wetter zu und langsam ahne ich, dass es noch unangenehm werden könnte, auf meinen letzten Metern des Tages. Fast zeitgleich treffen ich und das aufziehende Gewitter an der Larcher Alm ein. Ich hätte kein besseres Timing haben können! So nasskalt es draußen gerade wird, so warm ist der Empfang auf der Hütte. Bei einem Radler sitze ich unter dem Vordach des Hauses und genieße die rechtzeitige Ankunft. Nach kurzem aber heftigem Berggewitter klart es ebenso schnell wieder auf und entschädigt uns für die Abkühlung mit einem Doppel-Regenbogen über der vis-a-vis liegenden Aifnerspitze.
Zwei junge Familien mit kleinen aber sehr wanderbegeisterten Kindern sind neben mir die einzigen Gäste und es gibt zusammen mit den Hüttenwirten ein Abendessen, das familiärer nicht hätte sein können – wieder alles richtig gemacht!
Kontakte:
Larcher Alm / Larcher Alpe
Thomas Leitner
Tel.: +43(0)650/8806589
schlachtstelle-wenns@web.de
ca. 15 Bettenlager
Öffnungszeiten: ab Mitte Juni bis Ende September
Galflun Alm / Galflun Alpe
Daniel Erhart und Raich Kathrin
Tel.: +43(0) 664/6104328
Fax.: +43(0) 5412/63051-2
galflun@gmx.at
Übernachtungsmöglichkeit für 23 Personen
E5 auf Abwegen, Tag 4: Larcher Alm – Wenns – Braunschweiger Hütte